König der Weine
The Anama Concept
#weine #zypern
«Der Wein der Könige und der König der Weine», schwärmte Richard Löwenherz von England anfangs des 12. Jahrhunderts als er im Verlauf des dritten Kreuzugs mit seinen Truppen Zypern besetzte und den dortigen Wein kostete. Die ersten historischen Quellen, welche den zypriotischen Wein erwähnen, reichen bis Homer zurück. Damit ist der zypriotische Nama mit rund 5000 Jahren vermutlich der älteste Wein der Welt. «Dieser Wein war für lange Zeit den Reichen vorbehalten, die ihn auch als Opfergabe nutzten», erzählt Lefteris Mohianakis. Der Grieche studierte in Athen Önologie und arbeitete danach auf verschiedenen Weingütern unter anderem in Griechenland und Neuseeland.
Als er eine Auszeit für eine Motorradreise nutzte, lernte er seine spätere Frau Kristina Apostolou in Nikosia kennen. Den beiden war relativ schnell klar: Sie wollten die Zukunft gemeinsam verbringen und zusammen ein eigenes Unternehmen aufbauen. Die Geschäftsidee war schnell gefunden. «Wir wollten den zypriotischen Nama wieder auf klassische, von viel Handarbeit geprägte Art und Weise produzieren», berichtet Lefteris.
Denn nach der grossen Blütezeit im Mittelalter verlor der von den Besatzern zwischenzeitlich als «Commandaria» umbenannte Nama immer mehr an Bedeutung. Lange Zeit fristete er das Dasein eines zu einem Massenprodukt verkommenen, lieblos hergestellten Weins. Um sich davon abzusetzen, gaben Kristina und Lefteris ihrem Wein auch keinen Namen mit dem Zusatz Commandaria. Ihre Produkte vermarkten die beiden seit 2009 unter dem Label «The Anama Concept».
Zeitgemässes Wissens und traditionelle Arbeitstechniken
Die Wende setzte vor rund zehn Jahren ein, als sich eine neue Generation von Weinbauern, zu denen auch Kristina und Lefteris gehören, auf die wahren Wurzeln des zypriotischen Nama besannen. «Dazumal wurde der Markt von vier grossen Firmen dominiert, die uns alle mitleidig belächelten», erinnert sich das Ehepaar. Doch die beiden waren überzeugt, mit der Kombination zeitgemässen Wissens und traditionellen Arbeitstechniken, dem zypriotischen Nama wieder seinen früheren Glanz zurückgeben zu können. So erwarben die beiden einen Rebberg in den Bergen Zyperns. «Darauf kultivieren wir Reben, die bereits achtzig bis hundertzwanzig Jahre alt sind», erzählt Kristina. Der Weinkeller und das Wohnhaus findet sich etwas weiter östlich und tiefer gelegen, ziemlich genau in der Mitte zwischen Larnaka und Nikosia.
Langsamer Hitzeeinfluss als Schlüssel zum Erfolg
Für einen zypriotischen Nama braucht es eine Mischung zweier einheimischer Traubensorten: den roten Mavro und den weissen Xinisteri, wobei das Mischverhältnis 2:1 zugunsten des Rotweins beträgt. Das spezielle an der Herstellung des Nama ist, dass die Trauben nach der Ernte anfangs September in der Sonne getrocknet werden, um den Zuckergehalt in den Beeren zu steigern. Früher liessen die Weinbauern die Trauben am Stock trocknen. In den letzten Jahrzehnten beschleunigten sie den Prozess, in dem sie die Früchte auf dem mit Tüchern abgedeckten Boden legen. Für Lefteris hat diese Technik einen grossen Nachteil: «Durch die direkte Sonneneinstrahlung und die grosse Hitze überschiessen einige wenige Aromen. Damit geht die Vielfalt der in den Trauben enthaltenen Geschmacks- und Geruchsstoffen verloren», erklärt der Winzer. Lefteris entwickelte deshalb eine neue Methode.
Er breitet die Trauben auf langen Tischen mit Gitternetzen aus und schützt die Beeren danach mit Tüchern vor der direkten Sonneneinstrahlung. Auf diese Art und Weise dauert der Trocknungsprozess zwar bis 45 Tage. Aber: «Die Aromavielfalt kann sich dank der schonenden Hitzeeinwirkung voll entwickeln.» Der Weinexperte will von jeder Ernte das beste in seinen Produkten erhalten: «Man sollte auch 20 Jahre später noch den Charakter des jeweiligen Jahres spüren. Dies macht unser Wein auch für Sammler sehr interessant.» Den semantischen Schliff erhält der Wein in der anschliessenden mehrjährigen Eichenfasslagerung.
Jede Flasche ein handgemachtes Kunstwerk
Die Passion mit welcher der Grieche seinen Wein produziert, hört beim The Anama Concept nicht mit der Flaschenabfüllung auf. Hier übernimmt seine Frau Kristina den Lead: «Zum Genuss eines solch edlen Weins gehört auch eine entsprechende Optik und Haptik bei den Verpackungsmaterialien.» Und hier schöpft die Zypriotin aus ihrer Erfahrung als gelernte Goldschmiedin. Sie designt von der Etikette bis zum Flaschenkarton alles selber und fertigt die meisten Elemente in Handarbeit. So umgibt der edle Wein ein Kunstwerk mit viel Liebe zum Detail.
Internationaler Erfolg
Dass Kristina und Lefteris alles richtig machen, zeigt ihr Erfolg. Nach vielen internationalen Auszeichnungen sind sie in der Szene bekannt. «Wir könnten drei Mal mehr Wein verkaufen, als wir produzieren», berichtet der Weinexperte. Doch die beiden wollen ihre jährliche Produktion von rund 2000 Flaschen nicht erhöhen. Für sie gilt: Konstant hohe Qualität statt schnelles Geld über Quantität. Zurzeit verkaufen sie ihre Produkte hälftig im heimischen Markt. Die andere Hälfte geht über Händler ins Ausland. Speziell im asiatischen Raum ist die Nachfrage gross.
Schrittweiser Ausbau des Sortiments
Trotz der limitierten Weinmenge gibt es beim The Anama Concept Wachstum: «Wir bauen unsere Produktepalette jedes Jahr leicht aus.» So gehört seit einiger Zeit ein hauseigener «Zivania», ein mit dem italienischen Grappa vergleichbarer Traubentrester, zum Sortiment. Die Beeren für diesen Branntwein stammen von den jüngeren Rebstöcke. Nach einer zweifachen Destillierung lagert der Zivania fünf Jahre in Fässern, die zuvor für die Nama-Herstellung verwendet wurde. «So entsteht ein einzigartiger Hybrid zwischen einem herkömmlichen Traubentrester und einem zypriotischen Nama», erklärt der Önologe.
Mit der Leidenschaft und der Expertise, mit der Kristina und Lefteris The Anama Concept betreiben, erbieten sie dem König der Weine alle Ehren.