Local Food Stories

Pasta, Öl & Gewürze

Im Einklang mit der Natur

Azienda Agricola Forra' Pruno
#italien #marmelade #olivenöl

«Einen Liter Olivenöl für vier Euro ist ein Witz», nervt sich Tiziana di Menichetti. Denn alleine die Produktionskosten für einen Liter reinen Olivenöls kosten im Schnitt zehn Euro. Also wird für die Billigprodukte in unseren Supermärkten das Olivenöl meist mit minderwertigen Ölen gemischt. «Eine Analyse verschiedener Olivenöle hat zum Teil gesundheits-gefährdende Mischungen bestätigt. Aber diese Tatsache wird hier in Italien zu Tode geschwiegen», erzählt Tiziana.

Mehrfach preisgekröntes Olivenöl

Zusammen mit ihrem Mann Andreo produziert Tiziana auf Ihrem kleinen Betrieb «Forra’Pruno» mitten in der Toskana Olivenöl. Mit Erfolg: Ihr Produkt wurde mehrfach als eines der besten Olivenöle ganz Italiens ausgezeichnet. Wer nun denkt, Forra’Pruno sei ein Grossbetrieb, liegt falsch. Der Betrieb umfasst gerade mal 1300 Bäume. Da sich von einem einzelnen Baum im Schnitt ein Liter Öl gewinnen lässt, bleibt ihre Produktion somit übersichtlich. Und darin liegt wohl auch eines der Erfolgsrezepte der Familie. «Uns ist es sehr wichtig, rücksichtsvoll mit den Pflanzen und dem Boden umzugehen», erzählt Tiziana. 

Drei ökologische Rasenmäher

Die gelebte Sorgfalt zeigt sich zum Beispiel beim Einsatz dreier Apalkas an Stelle von Mähmaschinen – eine Idee, die ihr Sohn Matteo während seinem Studium der Agronomie hatte. Der Vorteil der vierbeinigen Rasenmäher:  Einerseits rupfen die Apalkas beim Fressen die Grasbüschel nicht aus, da sie nur im Unterkiefer Zähne haben. So bleibt auch während den Trockenperioden der Boden vor Erosion geschützt. Andererseits sinken die Tiere dank ihren breiten, kamelartigen Füssen auch bei feuchtem Wetter im Boden nicht ein. 

Breites Sortiment

Und die Tiere haben einen weiteren Nutzen: «Wir fertigen aus der Apalkawolle Kleidungsstücke wie Mützen und Schals.» Diese Produkte gehören zu einem kleinen, aber feinen Sortiment, welches Tiziana auf verschiedenen Strassenmärkten verkauft. «Wir bieten unter anderem auch selbstgemachte Marmelade, Saucen und Kosmetika auf rein pflanzlicher Basis an», sagt Tiziana. Und einen weiteren Nebenerwerb hat sich die Familie aufgebaut: Tiziana bietet auf den Märkten «street food» an, den sie zum grössten Teil aus eigenen Produkten kreiert. Zudem kocht die umtriebige Italienerin zusammen mit einer Freundin bei den Kunden mit regionalen Produkten, wobei die Geselligkeit und das gemeinsame Kochen eine zentrale Rolle spielt. 

Im Einklang mit der Natur

Das Produktesortiment des Forra’Pruno Betriebes erstaunt umso mehr, da weder Andrea noch Tiziana Landwirtschaftserfahrung hatten, als sich die beiden vor rund 30 Jahren entschieden, den dazumal brachliegenden Betrieb zu übernehmen. «Als wir hier einzogen, waren die meisten Olivenbäume von Brombeeren eingewachsen. Viele der Bäume mussten deshalb gefällt werden», erinnert sich Tiziana. Das Ehepaar musste nicht nur das Land urbar machen. Sie mussten  auch lernen, wie man Olivenbäume pflegt, deren Früchte erntet und zu einem qualitativ hochstehenden Produkt weiterverarbeitet. Dabei half ihnen nicht nur ein Nachbar, sondern auch ihr Wunsch mit der Natur in Harmonie zu leben. «Für uns stand nie im Vordergrund, einen möglichst hohen Gewinn zu erwirtschaften. Die Lebensqualität, die wir mit unserer eigenen Produktion erreichen, ist uns viel wichtiger», sagt Tiziana. 

Ungewisse Zukunft

Doch nicht alles ist positiv. In den letzten Jahren zerstörten Olivenfruchtfliegen in ganz Italien die Ernte. Und in wenigen Jahren läuft der Pachtvertrag für den Betrieb aus. «Wir wissen nicht, ob wir diesen verlängern können», schaut Tiziana besorgt in die Zukunft. Für alle Fälle plant die Familie ein kleines Stück Land mit einem einfachen Haus ganz in der Nähe zu kaufen. Doch bis dahin, werden auf Forra’Pruno weiterhin mit Sorgfalt regionale Produkte hergestellt. Immer ganz nach dem Motto: Qualität vor Quantität.