Eine haarige Schnapsidee
Bertha's Revenge Irish Milk Gin
#irland #spirituosen
Eine alte Kuh, ein wunderschöner Landsitz in Irland und ein ungewöhnlicher Gin. Davon handelt diese Geschichte. Doch der Reihe nach. Alles begann 1993 in der Neujahrsnacht, als die „Blackwater Tavern“ der kleinen Ortschaft Sneem im Westen Irlands aus allen Nähten platzte. Der Grund für den Andrang war jedoch nicht das anstehende Neujahrsfest. Es war vielmehr eine Trauergemeinde, die sich hier mit gehörig viel Alkohol von einer lokalen Berühmtheit verabschiedete: Bertha.
Bertha ist weltbekannt. Ein Eintrag im Guinness Buch der Weltrekorde beweist dies. Bertha starb im zarten Alter von 48 Jahren, obwohl bei einer Kuh das Attribut „steinalt“ mit 49 vielleicht zutreffender wäre. Weshalb es nicht erstaunt, dass Bertha bis heute den Titel der ältesten Kuh weltweit trägt. Sie glauben mir die Geschichte nicht? Überzeugen Sie sich selbst und besuchen Sie Bertha in der «Hazel Fort Farm» in Killarney – dort steht sie. Ausgestopft versteht sich.
Weg von der Milchwirtschaft
Alles andere als museal bzw. ausgestopft präsentiert sich der Landsitz «Ballyvolane» beziehungsweise die Schöpfer des «Bertha’s Revenge Irish Milk Gin» – Anthony Jackson und Justin Green. Letzterer wuchs auf dem ehemaligen Bauernbetrieb auf. Wie in den meisten Ländern lohnte sich auch in Irland die Milchwirtschaft immer weniger. Green und seine Familie verabschiedeten sich folglich schrittweise von der traditionellen Landwirtschaft und suchten nach neuen Einkommensquellen. Das piktoresque Landhaus und der parkähnliche Umschwung mit diversen alten Steingebäuden stehen heute Gästen verschiedenster Provenienz offen – von der Ruhe suchenden Städtern, über Hochzeitsgesellschaften bis hin zu der Fasanenjagd frönenden Jägern. Auch wenn der Strategiewechsel auf Ballyvolane geglückt ist, wollte Green und seine Familie nicht nur auf den Tourismus setzen – bekanntlich sind die Sommer in Irland eher kurz.
Ein Abfallprodukt als Lösung des Problems
So kam 2015 Justin Green die Idee, sich in ein neues Betätigungsfeld vorzuwagen: das Destillieren von Hochprozentigem. So machte er sich mit seinem Schulkollegen Antony Jackson auf, um in London die Kunst der Schnapsbrennerei zu erlernen. Erst mit der Zeit und nach vielen Gesprächen mit hippen Bartenders und Gin Brenner wurde dem Duo klar, dass die Zeit und der Markt für einen «authentischen» Gin reif ist.
Doch bereits bei der Herstellung der Alkoholbasis gab es ein Problem: Weizen und Gerste, die üblicherweise dafür verwendet werden, sind in Irland kaum erhältlich – die Whiskeyindustrie verbraucht bereits seit Jahrzehnten den Grossteil des begehrten Getreides. Die Lösung für das Problem hatte Charles Maxwell, Brennmeister der Thames Distillery: Molke soll Green und Jackson als Grundlage für ihren Gin dienen. Wie gut sich dieses bei der Käseproduktion anfallende Naturprodukt für einen Gin eignet, merkten die Quereinsteiger erst mit der Zeit. Die Molke verleiht dem Getränk eine ganz andere Textur als Getreide – der Gin wird damit weich und rund. Und: die Molke transportiert den Geschmack der Gewürze ausgezeichnet.
Die perfekte Kombination
Was 2015 als verrückt anmutende Idee startete, nahm nach neun Monaten Probedestillierens in der dafür um genutzten Scheune Form an: das Rezept für den ersten hauseigenen Gin mit neunzehn Inhaltsstoffen (die meisten Gin haben nur sechs Zugaben) stand. Und dann kam Bertha ins Spiel. Als fast schon weltbekannte Vertreterin der Milch- und damit der Molkeproduktion, leiht sie diesem irischen Gin nicht nur ihren Namen. Ihr Ebenbild prangt zusätzlich von jeder Etikette. Die Kombination einer neuen Alkoholbasis, ausgewählte Gewürze, sorgfältige Verarbeitung kleiner Produktionseinheiten mit viel Handarbeit und ein Berthas Geschichte machen aus «Bertha’s Revenge Irish Milk Gin» ein Produkt, welches die Welt, oder zumindest deren Bars, erobern kann.