Der Tradition verbunden, der Zukunft verpflichtet
Jakob’s Basler Leckerly
#lebkuchen #schweiz
Sie wissen nicht, was ein Läckerli ist? Nicht schlimm, solange Sie nicht aus Basel stammen. Beim Läckerli (auch als Läggerli oder Leckerly bezeichnet) handelt es sich nämlich um eine regionale Spezialität – ein lebkuchenartiges Gebäck, das in der Region Basel seit Jahrhunderten zu einer guten Tee- oder Kaffeerunde gehört. Zwar besitzt fast jede alteingesessene Basler Familie ihr eigenes Familienrezept, doch die Eigenproduktion bedeutet viel Arbeit und Schweiss, denn der Teig ist äusserst zäh und entsprechend anstrengend zu verarbeiten.
Kein Wunder also, dass bereits im 18. Jahrhundert die ersten Zuckerbäcker damit begannen, die kleinen Lebküchlein im grösseren Stil zu produzieren, um so der zahlungskräftigen Kundschaft den Genuss des Läckerli-Verzehrs niederschwellig zu ermöglichen.
Obwohl der heutige Läckerli Markt von grossen Industriebetrieben dominiert wird, hat eine dieser ursprünglichen Manufakturen überlebt: Jakob’s Basler Leckerly. Deren Backstube mit dazugehörendem Verkaufsladen befindet sich mitten in einem Basler Wohnquartier.
Seit 266 Jahren ein Familienbetrieb
Andreas Kuster begrüsst uns herzlich: «Willkommen in der ältesten Biscuitmanufaktur der Schweiz.» Und er ergänzt stolz: «Wir stellen seit 1753 Basler Läckerli her.» Zusammen mit seiner Frau Charlotte übernahm er vor zwei Jahren den Traditionsbetrieb. Das Spezielle daran: Beide sind Quereinsteiger. Viele Jahre waren die Kusters für Konzerne im In- und Ausland tätig. Andreas Kuster verlor dabei jedoch nie seinen Kindheitstraum aus den Augen: «Ich wollte immer selbständiger Unternehmer werden.»
Als das Ehepaar Kuster vor zwei Jahren in ihre Heimatstadt Basel zurückkehrte, gaben die beiden ihre gut bezahlten Jobs auf, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. «Ich wusste, dass ich für den Traum eines eigenen Unternehmens entweder eine gute Geschäftsidee brauchte, oder ein bestehendes Unternehmen mit Potential zur Weiterentwicklung übernehmen musste.» Da die zündende Idee ausblieb, machten sich die Kusters auf die Suche nach Betrieben, bei denen eine Nachfolgeregelung im Raum stand. 2016 der Durchbruch: Das Ehepaar Kuster konnte die verwitwete Besitzerin der Jakob’s Basler Leckerly Manufaktur überzeugen, dass ein Familienbetrieb auch weiterhin in Familienhand gehört. Charlotte und Andreas Kuster sind damit die fünften Besitzer der 266 Jahre alten Biscuitmanufaktur.
Vier Leckerly aus drei Jahrhunderten
Und wollen die Unternehmer nun alles umkrempeln? Andreas Kuster verneint: «Der Betrieb lag in einem 80-jährigen Dornröschenschlaf, aus dem wir ihn mit einem zeitgemässen Marketing weckten. Die alten Werte möchten wir jedoch bewahren.» So hat sich am Grundsortiment nichts geändert. Es besteht weiterhin aus vier Leckerly-Sorten aus drei Jahrhunderten. Kuster nimmt ein silbernes Tablett auf dem das Gebäck feinsäuberlich aufgereiht ist und stellt die Jakob’s Basler Läckerli der Reihe nach vor: «Das Honig Leckerly aus dem 18. Jahrhundert, das klassische Basler Leckerly aus dem 19. Jahrhundert und das Schokoladen Leckerly aus dem 20. Jahrhundert. Und für alle die Lebkuchen nicht mögen, empfehlen wir das Jakob’s Mandelgebäck.»
Die Grundlage der Leckerly bilden sieben Inhaltsstoffe: Honig, Zucker, Mehl, Mandeln, kandierte Früchte, Gewürze und Kirsch. Zusatzstoffe braucht ein Jakob’s Basler Leckerly keine. Viel tiefer lässt sich Kuster nicht in die Karten blicken, schliesslich sind die über Generationen weitergegebenen Rezepte, das Kapital des Traditionsunternehmens. Hergestellt werden die Lebküchlein frühmorgens von zwei Bäckern – selbstverständlich in Handarbeit. Zwei Damen packen tagsüber die Kreationen ab und bedienen zwischendurch im vorgelagerten Laden die Kundschaft.
Erlesene Feinkost, keine Massenware
Der Direktverkauf an die Insider ist wichtig für die Kontaktpflege, aber nicht der Hauptabsatzkanal. «Den grössten Teil unserer Leckerly verkaufen sich über Feinkostläden in der Stadt und der Region», erklärt Kuster. Zwar hat sich ein nationaler Grossverteiler bereits zwei Mal beim Unternehmer mit der Idee eines Pilotprojekts zum Verkauf der Leckerly in dessen Supermärkten gemeldet, für Andreas Kuster kommt das jedoch nicht in Frage. Denn: «Unsere Produkte sind keine Massenware.»
Dass die Unternehmer die richtige Strategie gewählt haben, zeigt sich in zwei Punkten. So wurden sämtliche Ziele des Fünfjahresplans bereits in der Hälfte der Zeit erreicht. Und: Die Manufaktur hat letztes Jahr den Jungunternehmerpreis Nordwestschweiz gewonnen. «Wir sind vermutlich das älteste Jungunternehmen der Welt», scherzt Andreas Kuster. Damit stehen die Zeichen gut, dass diese hochwertigen Backwaren die Gaumen weiterer Generationen erfreuen wird.