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Mit ärztlicher Fürsorge

Gin House Brugger
#gin #schweiz #spirituosen

Robin Brugger spielte schon länger mit dem Gedanken, einen eigenen Gin zu brennen. Der Stein kam im Jahr 2016 ins Rollen, als der Arzt während eines Nachtdienstes auf das Angebot einer Mini-Destillieranlage für den Hausgebrauch stiess. Mit einem Arbeitskollegen wagte er sich dann an seinen ersten Gin. «Es war auf der ganzen Linie ein Reinfall», erinnert sich Brugger lachend. Die Flasche mit diesem Destillat steht noch heute fast voll bei ihm im Schrank – als Mahnmal schlechter Brennkunst sozusagen.

Verschiedene Weiterbildungen

Doch von diesem Misserfolg liess sich der Schweizer nicht beirren. Zuerst besuchte er mehrere Kurse bei Brennmeistern in Österreich. Als Robin Brugger dann für seine berufliche Laufbahn einige Monate in England lebte, nutzte er auch diese Zeit, um sein Wissen rund um den Gin zu erweitern. «Dabei profitierte ich insbesondere davon, dass in England typischerweise jede Pflanze einzeln gebrannt und erst am Schluss mit weiteren Pflanzenextrakten gemischt wird», sagt Brugger. So erlernte er das Spiel mit der Zusammensetzung einzelner Komponenten eines guten Gins von der Pike auf.
Zurück in der Schweiz konnte er das Brennen mit seiner kleinen Destillieranlage vergessen. Zwischenzeitlich hatte sich nämlich das Gesetz geändert und das Destillieren von hochprozentigen Getränken ohne Lizenz war nicht einmal mehr für den Hausgebrauch gestattet.
Brugger musste sich deshalb nach einer Lohnbrennerei umsehen. «Das war kein einfaches Unterfangen. Bis ich den richtigen Partnerbetrieb gefunden hatte, schüttete ich einige Liter Gin weg», erzählt Robin Brugger. Doch nun hat er einen Betrieb in der Nähe von Basel gefunden, der seinen Ansprüchen genügt und seine Hausmischungen brennt.

Mit zwei Gin-Sorten am Start

Zurzeit gehören zwei Gin zu Robins Bruggers Sortiment: Der DOC Gin (ein London Dry Gin) und der Isle of Spine Gin (Navy Strength). Das optische Wiedererkennungsmerkmal der beiden Flaschen ist der Aufbau der Etikette: «Das Design entspricht dem eines ärztlichen Rezeptes hier in der Schweiz.» Zudem spielt Brugger gekonnt mit den Namen seiner Produkte: Das «DOC» erinnert im ersten Moment an die Bezeichnung herkunftskontrollierter Produkte. Die Abkürzung steht jedoch in diesem Falle für den Beruf des Herstellers.
Sein zweiter Gin ist das Resultat eines Auftrags seines früheren Arbeitgebers. Das Spital, in dem Robin Brugger dazumal arbeitete, wollte ein einzigartiges Geschenk für die Gastärztinnen und Gastärzte, welche auf der Orthopädieabteilung arbeiteten. Also fragte der Chefarzt Robin Brugger an, ob er einen entsprechenden Gin als Andenken kreieren könnte. Diese Geschichte spiegelt sich im Namen dieses Gins wider: Der Arbeitsgeber war das Inselspital und die Abteilung auf der Robin Brugger arbeitete, die Wirbelsäulenorthopädie. Insel, Wirbelsäule und Gin – «Isle of Spine» bringt es auf den Punkt.

Alles unter einen Hut bringen

Neben diesen zwei Gin-Sorten tüftelt Robin Brugger immer wieder an neuen, saisonalen Mischungen. Das grösste Problem dabei: Die Zeit. Als Oberarzt lassen Bruggers lange Arbeitstage im Spital nicht viel Freiraum für kreative Schöpfungen. Zudem wurde er vor wenigen Wochen Vater. Doch Robin Brugger schaut zuversichtlich in die Zukunft: «Mein Gin verkauft sich hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda.» Zwischenzeitlich führen auch einige Restaurants und Bars die Bruggerschen Kreationen. Mittelfristig plant er sein Pensum als Arzt leicht zu reduzieren, um seine Gin-Produktion langsam aber stetig voranzutreiben. Die Chancen stehen gut, dass ihm das gelingt, schliesslich lebte er auch in den vergangenen Jahren seinem Traum. Und gegen einen Arzt, der Alkohol nicht nur als Desinfektionsmittel verwendet, ist auch nichts einzuwenden.